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Die neuen Möglichkeiten des Web3 (Beitrag in „evolve“)
veröffentlicht am 19.06.2022

Hier ein kurzer Beitrag, den ich für das Magazin „evolve“ (Ausgabe 34, Mai-Juli 2022) geschrieben habe. Das Oberthema lautete „Menschliche Technik? – Eine Frage an unsere Gestaltungskraft“.

Die neuen Möglichkeiten des Web3 veranlassen einige zu großem Optimismus, sie hoffen auf neue Organisationsformen, die Wandel ermöglichen. Andere haben Vorbehalte, menschliche Beziehungen technologisch zu codieren. Gibt es einen dritten Weg, eine Synthese? Wir haben fünf Menschen, die sich mit dem Schnittpunkt von Menschsein und Technologie beschäftigen, gefragt:

Können uns die neuen Technologien auch helfen miteinander mehr Mensch zu sein?

Die unbefriedigende Antwort lautet: Kommt darauf an. Neue Technologien sind wie immer nur Werkzeuge. Auch das Aufkommen des Internets hat entgegen der Hoffnungen der Sozialromantiker nicht per se zu mehr Menschlichkeit geführt. Es war die Rede von einem „globalen Nervensystem“, Menschen mit spezialisierten Einzelinteressen und marginalisierte Gruppen konnten sich leichter finden und vernetzen – aber eben auch Rechtsradikale, Idioten und „Querdenker“. Es kommt also darauf an, mit welcher Intention wir die Technologie füllen.

Und selbst dann sind unintendierte Effekte nicht auszuschließen, wie z.B. das aufmerksamkeitsökonomische „race to the bottom“ und die Degradierung unser kollektiven Informationsökologie aufgrund des Werbemodells einiger weniger Social Media Plattformen (vgl. „The Social Dilemma“). Hieran kann man sehen, wie wichtig es ist, die Anreizsysteme gut auszutarieren, so dass die Technologie Anreize setzt, die nicht alleine für Profit, sondern vielmehr für menschliches Wohlsein optimieren. Das ist aber wieder eine Frage von weitsichtigem, absichtsvollem Design.

Web 3.0, Blockchains und dezentralisierte Systeme bieten das Potential, die „richtigen“, weil am weitesten entwickelten Werte (weltzentrisch, mitfühlend, nachhaltig, fair) von Anfang an direkt in die technologische Basis zu kodieren. Alternative Web 3.0 Social Media Plattformen könnten z.B. die User für das Teilen von Content und Daten belohnen, statt die User zum Produkt zu machen. Algorithmen könnten individualisierte Inhalte zeigen, die Entwicklung fördern. Statt unsere Souveränität zu schwächen und unsere Aufmerksamkeit an den Meistbietenden zu verkaufen, könnte Social Media wirklich sozial werden!

veröffentlicht am 19.06.2022

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Dennis Wittrock, M.A.

Dennis Wittrock, M.A.

Zertifizierter Holacracy® Master Coach bei Xpreneurs (offizieller Holacracy Provider), sowie Partner bei encode.org, eine Beratungsfirma, die rechtliche, soziale und finanzielle Grundlagen für Selbstorganisation legt. Autor von „Holacracy verstehen„. Zuvor: interner Holakratie Coach bei Hypoport und Gründer und Co-Direktor der Integral European Conference

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